Literaturcamp Heidelberg 2018 – Tag 1

literaturcamp heidelberg

Der erste Tag des diesjährigen Literaturcamps in Heidelberg war gleich schon ziemlich cool. Er begann wie immer mit der Vorstellungsrunde und der Sessionplanung.

Es waren enorm viele Neulinge da und ganz anders als erwartet, gab es dadurch keinen zögerlichen Mangel an guten Sessionangeboten, sondern die Schlange der Willigen wickelte sich quasi einmal um den Block.

Wichtige Themen lagen auch direkt parallel zu meiner eigenen Session im ersten Slot.

Während @blueS1ren vermutlich gründlich mit Klischees über psychische Krankheiten aufgeräumt hat (ich hoffe, der Stream wurde aufgezeichnet) stellte ich den Teilnehmern meine Tools und Strategien zum Schreiben unterwegs vor.

Ingeborg aka @eBookerei hat meine Session in eine coole Sketchnote verwandelt:

Screenshot der Google Maps Seitenleiste "My Places". Bis auf die Liste "Schreiborte im Freien" sind alle anderen Listen ausgeblurrt.

Im Nachhinein habe ich im Gespräch mit zwei Teilnehmerinnen bemerkt, dass ich auf einen wichtigen Punkt gar nicht eingegangen bin, nämlich wo ich schreibe und wie ich die Orte verwalte, die sich zum Schreiben eignen um mich nicht jedes Mal zu lange mit der Überlegung aufzuhalten, wohin ich gehen will.
Dafür habe ich mal ein Blog geführt (derzeit offline) in dem die Mehrheit der darin aufgeführten Schreiborte inzwischen geschlossen ist. Aktuell arbeite ich mit Listen in Google Maps.

Anschließend gab es erst einmal Mittagessen – Kartoffelsalat und Maultaschen – und eine Stipvisite von Syphilis.

Im Slot ab 14 habe ich mich nach kurzem Schwanken für Speedplotting entschieden und wurde nicht enttäuscht. Mascha ließ die Gruppe in 30 Minuten einen groben Plot nach dem 7-Punkte-System von Dan Wells entwickeln. Welche Story sich entwickelte … sehr selbst:

Bild eines Flipcharts mit etwas chaotischem Text.

Der Plot fand Anklang. 😉

https://twitter.com/DominikBohlmann/status/1007959744320098305

https://twitter.com/jay_the_kay/status/1007965439429959680

Die darauf folgende Session zur Hörbuchproduktion, der Arbeitsweise und den Rahmenbedingungen, war zwar sehr interessant, aber meine Aufmerksamkeit war an der Stelle auch erschöpft und ich habe mich an den Kaffeepot zurückgezogen.

Nach Kaffee und übel leckerer veganer Zitronencreme ging es in die Session die die Realität des Internatslebens mit der Fiktion ala Hanni und Nanni verglich. Als jemand, der Hanni und Nanni ebenso wie Tina und Tini und jede andere Internatsgeschichte verschlungen hat, musste ich einfach wissen, wie es wirklich aussieht. Joy und Lena, die beide unterschiedliche Internate zu unterschiedlichen Zeiten (90er Jahre und 2000/2010er Jahre) besucht haben, berichteten über viele spannende Aspekte des Internatslebens, aber eine Teilnehmerin fasste es doch recht treffend zusammen: Das klingt schon alles sehr nach Hanni und Nanni.

Die letzte Session des Tages war für mich die Spieltheorie in der Literatur von Marco:

Ich fand es an dieser Stelle sehr spannend, zu reflektieren, dass es nicht etwa die Antagonisten sind, die die Regeln brechen, sondern diese bereits im bestehenden System etabliert sind und dieses System für sie arbeitet. Erst durch den Protagonisten wird dieser Umstand aufgebrochen, in dem er dem Antagonisten in die Suppe spuckt.

Welche Regeln sind für die Charaktere ’normal‘, unterscheiden sich aber möglicherweise von unserer Realität. Welche Regeln kann man ändern (im Vergleich mit den Regeln unserer Lebensrealität) oder neu schaffen und wie ändert sich dadurch die Situation in der die Charaktere stecken. Wie sieht die Norm der Welt aus.

In einer Art und Weise, die nicht plotrelevant ist.

Anschließend entspann sich eine Diskussion, ob sich dieses Tool zum Plotten wirklich gut nur in Genrefiction wie Fantasy oder Science Fiction mit einer reichen Hintergrundwelt einsetzen lässt und es nicht eher Jugendliteratur, die sich auf den zentralen Plot konzentriert, nicht ins Unsinnige aufbläht. (Ich persönlich denke: Jain).

Ansonsten war das Angebot der Themen sehr divers und man konnte in jedem Slot mindestens drei spannende Sessions verpassen. Mindestens.

Mela Eckenfels schreibt seit 1997 das Internet voll, Sach- und Fachtexte für Geld und Spaß und Fantasy, Science Fiction sowie historische Literatur aus Passion. Nebenbei studierte sie Geschichte und Creative Writing an der Open University und hat das Studium 2017 mit einem Titel abgeschlossen, für dessen Aussprechen sie immer erst mal Luft holen muss: BA (hons) Humanities with Creative Writing and History (Open).

mela.de/

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